Alles so schön echt hier. Dietmar Dath und Swantje Karichs „Lichtmächte“
1944 schrieb der amerikanische Filmkritiker Parker Tyler, das Licht habe die Nacht erobert. Der moderne Großstadtbewohner lebt nach Einbruch der Dunkelheit im Wachzustand weiter, nur ohne die Last der Lohnarbeit. Hollywood, das damals noch als pars pro toto für das Kino an sich stand, macht den Tagtraum des Fließbandarbeiter für alle nach Feierabend verfügbar. Das Kino ist darauf angewiesen, dass man ihm eine einfache Geschichte abnimmt: Am Abend gibt es für den Preis einer Eintrittskarte den Traum und die individuellste Wunscherfüllung zu kaufen. Aber auch das Kino, so Tyler, wo der Traum sich nach der Logik der klassischen Hollywood-Erzählung zu richten hat, wo die konventionellsten Emotionen verkauft werden, arbeitet doch nur mit Licht und Schatten. Wenn man Tylers These verkürzen will, kann man sagen: Wer das Licht hat, hat die Macht über den kollektiven Tagtraum. Damals musste man noch ins Kino gehen, um einen Hollywoodfilm zu sehen, Underground-Kino bekam man wahrscheinlich gar nicht zu sehen, außer man lebte in einem der kulturellen Zentren der USA. Heute ist es überhaupt nicht mehr nötig, an einen bestimmten …