Es menschelt gar nix. Die RAY-Fotografieprojekte in Frankfurt
“Dass die faktische Abbildung von Realität in jeder Kunstform ein Trugschluss ist, ist allgemein bekannt,” wird der Leser des RAY-Katalogs zu Beginn belehrt. Weiß ich, denkt man sich. Aber irgendwie muss der epistemische Zweifel an der Fotografie nochmal als Mantra vorangestellt werden, denn trotz allem ist da noch eine Erwartung an Fotografie. Denn Fotografie ist immer noch das bevorzugte Medium der Reportage, so als könnte sie das Entfernte und Unzugängliche nah heranholen. „Imagine Reality“ ist der Titel der zweiten Ausgabe der Fotografieprojekte Rhein-Main, eine Leistungsschau zeitgenössischer Fotografie in und um Frankfurt. Es geht um die vorgestellte Realität, oder doch eher um gar nichts, wie Clemens Meyer im Vorwort „Imagine GARNIX“ zum Katalog proklamiert. Was ist los mit dem dokumentarischen Wert von Fotos? Ein wenig bleibt von der Reportagefotografie: Lucas Foglias Bilder aus dem Mittleren Westen der USA erinnern an die Zeit der großen Depression in den 1930ern. Die Farm Security Administration beauftragte Fotografen, die Armut auf dem Land zu dokumentieren. Foglias Figuren sind einsam in menschenleeren Landschaften. Ein Mann zielt mit einem Gewehr auf eine Kuh, die ganz …