Tissue N°4
Leser, denen Juergen Tellers Fotografie gefällt, lesen auch Tissue.
Netzwerkbürger als Kunstpublikum von Wolfgang Ullrich | Pop. Kultur & Kritik, Herbst 2013
Wolfgang Ulrich lässt sich aus über Vernissagebesuche im Zeitalter von Facebook. Die Besucher interessieren sich mehr füreinander als für die gezeigten Werke, Facebook unterstützte diese nicht ganz neuen Neigungen des Kunstpublikums durch den Teilnahme-Button für Veranstaltungen, schließlich wisse man, wer kommt usw. Ulrich betätigt sich auch gleich als Social Media Berater für Galerien: „Abzusehen ist daher, dass Galerien sich künftig eigens um Gäste bemühen werden, die prominent oder bei Facebook überdurchschnittlich gut vernetzt sind oder die wiederum Freunde haben, die als potenziell interessante Klientel angesehen werden.“
Die Rezension des Lebens. Über Dandys, den Blog von Karl Kraus und Literaturkritik im Zeitalter von Goodreads von Jan Drees | Bella triste. Zeitschrift für junge Literatur, Herbst 2013
Titel plus Untertitel sagen eigentlich fast alles. Drees spricht den „Drang“ an, den Internetnutzer verspüren, „Erscheinungen jedweder Art einer Bewertung zu unterziehen“. Mit Siebenmeilenstiefeln durchschreitet er die Rezensionslandschaft, um mit der Frage zu enden, was eine Literaturkritik von einer Rezension auf Amazon unterscheidet und was deren Mehrwert ausmacht. Literaturkritiker wie Tucholsky und MRR haben keine Sternchen vergeben, so sein Fazit, „sie alle haben ihre Gesundheit aufs Spiel und ihr Leben auf Rot gesetzt“. Professionelle Kritiker seien vielbeschäftigt (lesen, telefonieren, suchen, recherchieren, Autoren treffen), Burnout und Depression ließen grüßen. Für diesen Essay vergeben wir aus gesundheitlichen Gründen 4,5 von 5 Sternchen.
Schiller-Rede von Rainald Goetz | Zeitschrift für Ideengeschichte, Frühjahr 2014
Rainald Goetz bekam im November 2013 den Schiller-Gedächtnis-Preis in Stuttgart verliehen. Er musste reden. 5 Minuten. Goetz beginnt: „nun also rede, sprich und zeige dich! - so will es die Situation, und den instinktiven PROTEST dagegen erst zu empfinden, dann zu unterwerfen, ist ja Quasi ein Urmoment der Kunst.“ Einen kurzen Gedanken will er fassen: „STREIT“. Und dann fragt er sich: „Warum hat Schiller eigentlich keinen Roman geschrieben?“ Goetz hat freilich eine Antwort.
Corporate Personality: Brian Boylan @ Wolff Olins | 032c, Winter 2013/14
Thomas Demand spricht mit Brian Boylan über das Thema Branding: wie macht es der Papst, wie machen es Künstler wie Damien Hirst („Brand still appears to be a dirty word in the art world!“), wie machen es Kultureinrichtungen wie die Tate und die Serpentine Gallery. Demand und Boyle finden schnell einen gemeinsam Nenner, beide produzieren sie auf unterschiedliche Weise – das Interview wurde auf Englisch geführt – images.
Spomenik | Dummy, Winter 2013/14
Spomenik sagt einem zunächst nichts, im Deutschen würde man vielleicht am ehesten das Wort Spuk damit assoziieren. Im Serbischen steht Spomenik für Denkmäler. Eine Reihe von Denkmälern im ehemaligen Jugoslawien, die Tito in den 60er und 70er Jahren in Auftrag gegeben hat, um vor Ort an die Schlachten des Zweiten Weltkriegs zu erinnern, hat der belgische Fotograf Jan Kempenaers fotografiert.