Aus knapp 60 Aufsätzen und knapp 30 Kunstkritiken haben wir in Rücksprache mit einem wissenschaftlichen Beirat je sechs Texte ausgewählt, die nun den beiden Jurys vorgelegt werden. Im Mai werden wir die Preisträger bekanntgeben.
Einige Worte zu den Kriterien in der Kategorie „wissenschaftliche Aufsätze“: Wichtig war zuallererst, dass uns ein wissenschaftlicher Aufsatz und keine Seminararbeit vorliegt. In einigen Fällen sind vollständige Seminararbeiten eingesendet worden, die nicht berücksichtigt werden konnten. Die Fragen, die wir uns bei der Lektüre gestellt haben, sind folgende: Gibt der Autor in seinem Text Antwort auf eine eingangs formulierte Frage? Wie verhält sich die Fragestellung zum aktuellen Stand der Forschung? Wie geht der Autor mit der Forschungsliteratur um? Ist die Argumentation schlüssig? Werden Thesen mit Beispielen belegt? Entspricht der Aufsatz sprachlich den Standards wissenschaftlicher Prosa?
Es sind deutlich weniger Kunstkritiken als Aufsätze eingesendet worden, obwohl man meinen möchte, dass eine Kritik wesentlich schneller verfasst ist. An der Universität wird gelehrt, wie man Seminararbeiten und Qualifikationsschriften verfasst, jedoch selten wie man sich im journalistischen Bereich kritisch mit dem Gegenstand seines Studienfachs auseinandersetzt. Erst seit wenigen Jahren gib es Masterstudiengänge wie „Curatorial Studies - Theorie - Geschichte - Kritik“ in Frankfurt. Wichtig war also, dass die Texte ein kritisches Urteil des Autors beinhalten, das nachvollziehbar begründet wird.
Shortlist: Aufsätze
Viktor Konitzer: Warum Kleist an Friedrich scheitert und wir an Kleist: Zur Opazität von Bild und Text als Ausdruck romantischer Selbstreflexion in Caspar David Friedrichs ‚Seelandschaft (Der Mönch am Meer)‘ und Heinrich von Kleists ‚Empfindungen‘ vor derselben
Julius Lehmann: Bildwerk und Ereignis. Die mittelalterliche Palmeselfigur im Kontext der Prozession. Eine performanztheoretische Betrachtung
Agnes Sawer: Manets ‚Un Bar aux Folies-Bergère‘ neu gelesen. Zur Dialektik der Aufmerksamkeit und ihrem Widerhall in Manets Barbild
Anna Christina Schütz: Der Dichter und die Bildbeschreibung. Goethes Erklärung eines alten Holzschnittes als Ekphrasis betrachtet
Hanno Tiesbrummel: Delacroix‘ Doppelportrait von Chopin und George Sand
Rostislav Tumanov: Die verschleierte Muslima als Figuration des bedrohlichen Fremden
Shortlist: Kunstkritik
Nora Gohlke: Nur ein Meister seiner Kunst. Die Ausstellung ‚Verwandlung der Götter‘ von Michael Triegel im Museum der bildenden Künste, Leipzig
Simona Hurst: Geballte Ladung Dreckskübel: Außen pfui, innen hui. Die Ausstellung ‚Kienholz. Die Zeichen der Zeit‘ in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt
Benjamin Schaefer: Der kleine Materialismus. Die Ausstellung ‚Arte Essenziale‘ im Frankfurter Kunstverein
Fabia Straub: Cosima von Bonin – The Fatigue Empire, Kunsthaus Bregenz
Verena Straub: Mitmachkunst oder Leichenschau? Pawel Althamer: Almech, Deutsche Guggenheim, Berlin
Vivien Trommer: Zensur im Museum. Die Ausstellung ‚Tür an Tür: Polen – Deutschland‘ im Martin-Gropius-Bau, Berlin
Auf Nachfrage geben wir zu jedem Aufsatz und zu jeder Kunstkritik ein kurzes Feedback. Den Teilnehmern in der Endrunde wünschen wir viel Erfolg!