Kleingarten, Schrebergarten, Heimgarten, Familiengarten, Parzelle, Datsche oder wie in der Schweiz Familiengarten – das kultige Stück Land, der eingezäunte Lebensraum von Gartenzwergen ist jedem bekannt. Mit viel Gefühl, Leidenschaft und Zeitaufwand wird ein Stück Natur nach eigenen Vorstellungen modelliert. Farbe und Form im Wettbewerb mit sich und dem Nachbarn lassen die Kreativität aufblühen. Der Kleingarten, ein Wunscherfüller der menschlichen Bedürfnisse: Kitsch oder Kunst? Hier scheiden sich die Geschmäcker.
Nun ist Geschmack immer eine subjektive Sicht der Dinge, die daraus resultierende Vielfalt wiederum interessant. Vielfalt und Variation spielt der Heidelberger Fotograf Rüdiger Glatz am Beispiel des Schrebergartens in Deutschland, England und der Schweiz durch und gewährt dem Betrachter einen Blick in die intimen Sphären eines Kleingärtners. Seine nahen Bildausschnitte und die repoussoirartigen Naturelementen schaffen beinahe ein voyeuristisches Guckloch für den Kunstbetrachter. Wildromantische und verträumte Motive, nahezu irreal wie ein Märchengarten, erwecken Illusionen einer heilen Welt. Der Titel der Ausstellung „Wonderful World“ lässt unweigerlich an den Jazz-Klassiker von Louis Armstrong denken. „I see trees of green, red roses too. I see them bloom for me and you, and I think to myself: What a wonderful world.“ Doch währt diese schöne neue Welt vermutlich nur bis das Ende der Gartenstraße erreicht ist.
Die Ausstellung „Wonderful World“ mit Fotografien von Rüdiger Glatz ist von 28. Juli bis 4. September in der Kunst/Halle Heidelberg zu sehen.