Jahr: 2015

Max Beckmanns Berliner Reise heute

Der Maler Max Beckmann zog 1904 nach Berlin und blieb dort bis 1914. Immer wieder betont er selbst in Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, wie wichtig die Stadt für ihn sei. Die Kunsthändler und Kunstkritiker in der Stadt sind ihm positiv gesinnt und bestätigen die Bedeutung Beckmanns für Berlin und umgekehrt. „Beckmann ist ohne Berlin nicht denkbar“, so die Worte des Kunsthändlers Paul Cassirer. Und der Kunstkritiker Julius Maier-Graefe ruft aus: „Max Beckmann ist das neue Berlin.“ Die Ausstellung Max Beckmann und Berlin in der Berlinischen Galerie nun macht diese enge Beziehung zwischen Künstler und Stadt anhand der Einflüsse und Inspiration nachvollziehbar, die der Maler dort aufgenommen hat. Zwei Mal lebte Beckmann über einen längeren Zeitraum in Berlin. Im Anschluss an sein Kunststudium in Weimar von 1904 bis 1914 und wieder von 1933 bis 1937. Zwei Mal waren die politischen Ereignisse ausschlaggebend für seinen Umzug. Als Beckmann sich im Herbst 1915 bedingt durch die Erlebnisse im Ersten Weltkrieg nach Frankfurt zurückzog, schmähte er Berlin als „corrumpirtes und temperamentloses Nest“. Aber seine Verbindungen in die Berliner Kunstszene brachen nicht …

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Zieh deine Tanzschuhe an. Der mechanische Houellebecq und andere YouTube-Phänomene

Im Sommer verbreitete sich ein kurzes Tanzfilmchen viral, das Michael Jacksons Moonwalk, nunja, alt aussehen lässt. Darin sieht man einen alten Mann, umgeben von tanzenden Paaren. Der Mann tanzt auch ein bisschen, aber auf der Stelle, weil er auf zwei Krücken steht. Dann wirft er die Krücken weg, und fängt an zu tanzen wie ein Roboter. Und vor ein paar Tagen machte ein anderes Video die Runde. Hauptperson: der französische Schriftsteller Michel Houellebecq. Aber umso überraschender ist das, was er in dem Film tut. Er tanzt nämlich, und zwar zu War Pigs von Black Sabbath. Zuletzt war der Romanautor ja in dem Film Die Entführung des Michel Houellebecq zu sehen. Dort spielte er sich selbst. Der Black Sabbath-Clip ist aus dem Film Near Death Experience, wo Houellebecq einen Mann spielt, der vor seinen Mitmenschen in die Berge geflohen ist. In Radlerhosen und im Tour de France-Trikot. Er erzählt in einem Interview, dass er privat ohnehin gerne zu dem Song tanzt. Warum soll das jetzt lustig sein? Man ist ja vor allem überrascht, dass Houellebecq, dieses fragile Männlein mit Hang …

Aufgelesen 2015.4: Kokain, Eis und Beton

Unter dem Stichwort Aufgelesen versammeln wir Fundstücke aus dem Netz. Leseempfehlungen sowie Kurioses über Kunst und fern der Kunst findet hier seinen Platz.   Academia schafft es immer wieder mit eigentlich Bekanntem zu schocken. Vor einiger Zeit hatten Zeit und Zeit Online im Rahmen einer Crowdsourcing-Aktion jungen Wissenschaftlern einige Fragen gestellt. Es ging um die Arbeitsbedingungen, Familienplanung und um vieles mehr. Inzwischen wurden die Antworten ausgewertet und die Ergebnisse publiziert. Nun hat man also herausgefunden, dass Familie und Karriere an der Uni nicht miteinander vereinbar sind und einiges mehr nicht ganz rund läuft. Surprise. Die FAZ titelte diese Woche: Erschlichene Stellen, erkaufte Titel. Auch hier war eine Studie Anlass für den Beitrag. Was man so mitbekommt an der Uni: 27 Prozent der Befragten in Deutschland erwähnen, mindestens einen Fall von Seilschaften oder anderen Mauscheleien bei der Stellenvergabe beobachtet zu haben. Zum Vergleich: Im bestplazierten Großbritannien waren es nur 7 Prozent. Wer ein bisschen wissenschaftlichen Input braucht, der nicht ganz so verstaubt ist, der werfe einen Blick in das sechste Heft der Zeitschrift Pop, das im Frühjahr erschienen war und …

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Instagram und die Zukunft der Museen. Eine Geschichte voller Missverständnisse

In den letzten Woche wurde viel über die Zukunft der Museen diskutiert. Auf Tagungen, auf Podien, in Blogs und in den klassischen Medien. Gut vorgelegt hatte Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart, in der FAZ. Mit Julia Voss sprach sie über das Wettrüsten der Museen, wenn es um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gehe, und über die „Geld-Besucherzahlen-Falle“, in der die Museen steckten. Seit 1990 seien immer mehr Museen gegründet worden, bundesweit 700 an der Zahl. Immer mehr Museen bedeute aber auch immer mehr Ausstellungen. Wolle man alle Ausstellungen sehen, müsse man pro Tag 9.3 schaffen. Nicht machbar. Klar. Wer will das schon? Dennoch, Besucher müssen her, man arbeite nicht für die „Happy Few“, drum: „Budenzauber, Wechselausstellungen“, so Lange. Und dann warf sie Fragen in den Raum, die für Entgeisterung sorgten: „Wir müssen uns die Frage stellen, was unsere Gesellschaft will. Ist es uns ein dringendes Anliegen, dass es pro 50.000 Einwohner ein Museum gibt? Oder wäre es für alle interessanter, dass es weniger, aber dafür qualitativ höherwertige Institutionen gibt?“ Man müsse auch darüber nachdenken dürfen, …

Aufgelesen 2015.3: Über Barbies und das totale Dasein

Unter dem Stichwort Aufgelesen versammeln wir Fundstücke aus dem Netz. Leseempfehlungen sowie Kurioses über Kunst und fern der Kunst findet hier seinen Platz.   Vielleicht die beste Nachricht kurz vor Weihnachten: Endlich gibt es die Andy Warhol Collector Barbie. Sie sieht fast aus wie der Künstler einst. In der Gesellschaftskritik des ZeitMagazin schreibt Tilmann Prüfer, dass Warhol es nicht anders gewollt hätte, immerhin sagte der einst: „Ich liebe Los Angeles, ich liebe Hollywood. Sie sind wunderbar. Jeder da ist aus Plastik, aber ich liebe Plastik, ich will Plastik sein.“ Plastik zu Plastik. Ein Bild von der Warhol Barbie gibt es bei Hyperallergic. Und für wen die Puppe angeblich etwas ist: „the hip, cool person who just wants something really unique.“ Noch mehr aus der Ecke Stars und Sternchen: Kunsthistoriker schreiben ja gern Werke ab und zu und zu und ab usf. Aktuell wird diskutiert, ob ein Leonardo da Vinci nicht doch eine Fälschung aus dem Jahr 1978 ist. Es geht um La Bella Principessa, die angeblich „nur das Porträt der nordenglischen Supermarktkassiererin Sally“ sein soll, wie in der Welt nachzulesen ist. …