Kritik
Kommentare 6

Wilde Maus. Blogger-Relations in deutschen Museen. Ein Kommentar

mp_bettybluesky

Ein wenig wundert man sich dann doch über den Tiefschlaf der deutschen Museen, wenn es um Social Media geht. Facebook haben inzwischen alle, das ist klar. Was man damit alles anstellen kann, wissen auch die meisten. Und gut, seit einiger Zeit veranstaltet man diese – aus Sicht der Museen vermutlich – super fancy Treffen mit dem noch super fancieren Namen Tweetup. Man nehme ein Museum, ein paar Twitterer sowie einen Kurator und fertig ist das Tweetup. Ich frage mich ja immer, ob da überhaupt jemand mitliest. Einige twittern von diesen Treffen auch Fotos, die meist nicht ganz so fancy aussehen. Twitterer sind eben für knackige Texte zuständig. (Doppelbegabungen sind derweil nicht ausgeschlossen.)

 

Processed with VSCOcam with c3 preset

Dies ist kein Tweetup.

 

Für Fotos sind die so genannten Instagrammer zuständig. Aber für Leute, die ihre Kunstwerke schick in Szene setzen, #artwatchers in ihren Häusern fotografieren und sogar ihre Werbeplakate mit ein paar zehn- oder ein paar hunderttausend ebenso Fotoverrückten auf Instagram teilen, interessiert man sich in Museen nicht. Aber das ist ein anderes Thema. Lieber lädt man, und das ist überhaupt der Anlass für meinen rant, eine Handvoll Kunst- und Kulturblogger zu einer Bloggerreise ein und versucht sich damit – ganz wild – zur Abwechslung an Blogger-Relations. Ich habe so eine Einladung bekommen, in der stand, man übernehme die Reisekosten und die Unterkunft für die dreitägige Bloggerbespaßung. Letzteres stand so freilich nicht in der Mail. Es seien so und so viele Plätze zu vergeben, man bitte um Rückmeldung bis zum Tag x. Klingt nach einer Einladung, das war es aber nicht. Ich melde mich also pünktlich am Tag x, knappe zwei Minuten später sagt man mir, sorry, alles ausgebucht. Stimmt, man sagte ja, es gebe so und so viele Plätze, dachte ich mir in dem Moment. Nur von first-come, first-served war nirgendwo die Rede.

 

Processed with VSCOcam with c3 preset

#artwatchers im Louvre.

 

Und im Grunde ist das ja auch alles nicht so schlimm. „Meinen Platz“ hatte ich in meiner Antwortmail eh an meinen Bloggerkollegen Philipp abtreten wollen. Ein wenig erstaunt war ich nur heute morgen, als ich sah, dass besagtes Museum zum ersten Mal überhaupt Tweets von mir favte (Reisewochenende, ihr versteht!); in diesem Fall würde man von wahllos durchfaven sprechen, was mich schon etwas wunderte. Im Laufe des Tages wurden von besagtem Museum die daheimgebliebenen Blogger angetwittert, man solle doch aufmerksam die Reise verfolgen. Irgendwann wundert man sich einfach nur noch … Reichweite, Influencer, spielt alles keine Rolle für Museen heutzutage, man hat ja genug Geld. Da kann man ruhig ein paar Leute auf eine Reise schicken, die vielleicht 50 bis 500 Follower auf Twitter haben und vielleicht die gleiche Anzahl Leser eines Blogs. Hauptsache, man macht auch bei diesen – wie heißt es doch gleich – verrückten Blogger-Relations mit.

 

Jacke wie Bild. #artwatchers im Centre Pompidou in Paris.

 

Eine löbliche Ausnahme gibt es natürlich: die Schirn in Frankfurt, aber in den Hollein-Häusern weiß man ja eh wie das mit dem Marketing etc. geht. In Frankfurt kleckert man gar nicht erst viel mit Kultur- oder Kunstbloggern rum. Modeblogger erreichen wenigstens Leute, und es sollte Überschneidungen mit dem eigenen Zielpublikum geben. Mode und Kunst, es geht ja irgendwie um schön aussehende Dinge. Ob das nun Skulpturen und Gemälde oder Pullis und Blusen sind, who cares?

6 Kommentare

  1. Kunstblogger sagt

    Hm, irgendwie fänd ich es spannender darüber zu sprechen, dass endlich ein Museum den Kontakt zu den Bloggern sucht, als darüber zu knödeln, dass man selbst nicht eingeladen wurde? Verletzte Eitelkeit?

  2. Ruben sagt

    Klaus Graf und Tanja Neumann waren zwei Teilnehmer der Reise. Und das sind für Dich Teilnehmer ohne Relevanz und Reichweite? Mag ja sein, dass ein paar klassische Kulturblogger so einem Unterfangen gut tun, aber gerade die sind oftmals in den sozialen Medien auch gerne eher schwach besetzt. Ich fand die Mischung gut und erfrischend und habe mit großem Spaß bei der Bloggerreise mitgelesen.

  3. Pingback: Wie plant man eine (Kultur-)Bloggerreise? Möglichkeiten, Risiken und Nebenwirkungen | MusErMeKu

  4. Pingback: Influencer und Blogger Relations: Die Kunsthalle Karlsruhe im Interview | MusErMeKu

  5. Pingback: Influencer und Blogger Relations: Die Kunsthalle Karlsruhe im Interview - MusErMeKu

  6. Pingback: Influencer und Blogger Relations: Die Kunsthalle Karlsruhe im Interview - MusErMeKu

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *